Am Königsplatz finden Sie die Propyläen, die Glyptothek und die Staatlichen Antikensammlungen
König Ludwig I. fühlte sich der Volksbildung verpflichtet. Er wollte seine Kunstsammlung zu Beginn des 19. Jahrhunderts der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Außerdem war der König ein großer Griechenland-Fan, deshalb sollte München zum “Isar-Athen” werden. Er ließ sogar das “i” in “Baiern” durch das griechische “y” ersetzen.
1815 lernte König Ludwig in Paris den Architekten Leo von Klenze kennen und holte ihn nach Bayern. Drei Jahre später wurde Klenze Bayerischer Hofbauintendant. Das Verhältnis der beiden war viele Jahre sehr angespannt. Trotzdem entstanden aus der Zusammenarbeit zahlreiche Gebäude, die weltberühmt wurden.
Zur Glyptothek
„Trefflich! Herrlich, mein Klenze!“ soll König Ludwig I. gerufen haben, als er mit einer Kutsche an der Glyptothek vorbeifuhr. So steht es im Tagebuch seines Hofbaumeisters Leo von Klenze. Dieser baute die Glyptothek zwischen 1816 und 1830 als erstes Gebäude am Königsplatz. Sie ist das älteste öffentliche Museum Münchens.
Der Name „Glyptothek“ ist ein Kunstwort aus den altgriechischen Wörtern „glyphein“ und „theke“. “Glyphein” bedeutet “meißeln. “Theke” heißt übersetzt “Ablage”. Kombiniert man beide Wörter, wird daraus die “Glyptothek” - also in etwa eine “Aufbewahrung für Skulpturen”.
Mit ihren Säulen und Figurennischen erinnert die Glyptothek an griechische Tempel. Die 14 Säle rund um den Innenhof mit gewölbten Decken sind dagegen an römische Thermen angelehnt. Ursprünglich waren darin Wände und Böden farbig. Bei der Wiedereröffnung 1972 wurde ein altes Konzept im Inneren neu aufgelegt: Mit sichtbaren Ziegelwänden, blaugrauen Muschelkalkböden und großen Fenstern zum Innenhof schuf man einen zurückhaltenden Rahmen für die ausgestellten Antiken.
Die Fassade wurde zwischen 2018 und 2021 bei einer Generalsanierung in den Urzustand versetzt. „Wir haben besonders viel Wert daraufgelegt, die Fassade, die in der Nachkriegszeit nur notdürftig repariert worden war, gemäß den Originalplänen wiederherzustellen“, so die damalige Bayerische Bauministerin Schreyer.
Die an drei Seiten des Gebäudes neue Putzfassade simuliert ein Natursteinmauerwerk mit zarten Stein- und Rosatönen. Das sehen Sie besonders gut an den Seitenwänden, wenn Sie auf dem Weg zur nächsten Station sind.
Tipp: Im idyllischen Innenhof der Glyptothek befindet sich eines der schönsten Museumscafés Münchens. Durch die Bäume und begrünten Wände fühlen Sie sich dort wie in Griechenland oder Italien.
Zu den Staatlichen Antikensammlungen
Direkt gegenüber der Glyptothek liegen die Staatlichen Antikensammlungen. Architekt Georg Friedrich Ziebland wurde von Ludwig I. beauftragt, den Bau wie einen korinthischen Tempel zu gestalten – mit Treppensockel, Säulen und stilisiertem Gebälk. Dahinter schließt die Benediktinerabtei an, zu der auch die Basilika St. Bonifaz gehört. Nach 10 Jahren Bauzeit war der zusammen geplante Komplex 1848 fertig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war vor allem das Innere des Museums zerstört. Das Gebäude wurde entkernt und 1967 als Ausstellungsbau der Staatlichen Antikensammlungen wiedereröffnet.
Der hohe Gebäudesockel und die breite Treppe zum Eingang heben das Haus optisch über den Königsplatz. Im Zentrum, über den acht Säulen, sehen Sie im Giebelfeld die golden strahlende Bavaria als Erneuerin und Schützerin der Künste. Die Staatlichen Antikensammlungen spiegeln die Glyptothek. Sie unterscheiden sich aber durch ihre Höhe, die breite Treppe und die fehlenden Figurennischen.
Zu den Propyläen
Im Zentrum des Königsplatzes ließ Ludwig I. ebenfalls von Leo von Klenze die Propyläen errichten. Das gigantische Tor in Form eines griechischen Tempels war bei der Grundsteinlegung 1816 als Eingang zur königlichen Residenzstadt geplant. Noch heute besteht die Sichtachse entlang der Brienner Straße. Von den Propyläen über den Karolinenplatz zum Odeonsplatz bis zur Residenz.
Vorbild für die Propyläen ist die Toranlage der Akropolis in Athen. Das Giebelrelief thematisiert den griechischen Freiheitskampf von 1821 bis 1829. Die beiden Türme erzeugen den Eindruck, Glyptothek und Antikensammlungen wären ihre Flügelbauten. “Ein Torbau von erhabener Zwecklosigkeit”, wie der Kunsthistoriker Norbert Lieb die Propyläen augenzwinkernd beschrieb.
Die Propyläen bilden zusammen mit Glyptothek und Antikensammlungen einen Dreiklang. Kaum vorstellbar, dass zwischen den drei Prachtbauten noch bis in die 1980er Jahre einer der größten Parkplätze Münchens lag: der sogenannte “Plattensee”.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Platz für Aufmärsche und Kundgebungen genutzt. Dafür pflasterte man eine 21.000 Quadratmeter große Fläche mit Steinquadern. Da Regenwasser nicht gut abfließen konnte und große Pfützen entstanden, sprach man im Volksmund vom “Plattensee”. Nach dem Krieg wurde er einfach als großer Parkplatz genutzt. Nach dem Abriss des Plattenbelags 1987, erhielt die Brienner Straße die heutige Pflasterung und die Grünflächen mit den Kieswegen wurden angelegt.
Foto: ©Alfred Müller