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MAG – Museum und gesellschaftlicher Wandel

Seit fünf Jahren finden in der Pinakothek der Moderne experimentelle Kunstvermittlungsprojekte unter dem Titel TOGETTHERE statt – mit dem Ziel, einem möglichst breiten Publikum die Bedeutung des Museums als Resonanzraum gesellschaftlicher Fragen nahezubringen. Jetzt ist ein dazugehöriges Magazin erschienen, das Einblick in laufende und geplante Projekte bietet und gleichzeitig zum aktiven Austausch einlädt und das Sie hier online lesen können. 

Wir haben dem Herausgeber Miro Craemer fünf Fragen zur Erstausgabe gestellt. 

Wie kam es zu der Idee, dieses Magazin herauszugeben, was waren die ersten redaktionellen Überlegungen?
Seit mittlerweile fünf Jahren konzipiere ich zusammen mit dem Team der Kunstvermittlung an der Pinakothek der Moderne die experimentelle Kunstvermittlungsformate TOGETTHERE. Sie beschäftigen sich mit dem Museum als einem Ort der Begegnung und des Austauschs für alle. Mit dem jährlich erscheinenden Magazin MAG wollen wir jetzt eine weitere Plattform schaffen. Wir wollen Ergebnisse zur Diskussion stellen, sie hinterfragen und darüber in den direkten Austausch kommen, sowohl mit Expert*innen als auch mit den Besucher*innen des Museums. Das MAG ist ein Spiegel der Vermittlungsaktivitäten der gesamten Pinakothek der Moderne, auch über die TOGETTHERE hinaus. Diese Aktivitäten erforschen die neuen Anforderungen an das Museum heute und setzen sie um.

Wie wird Inklusion hier definiert und was verstehen wir im Museum unter barrierefrei?
Der Begriff Inklusion hat in den letzten Jahren eine größere Dimension bekommen. Es geht nicht nur die offensichtlichen Barrieren, wie etwa bauliche Voraussetzungen für Menschen mit Behinderung. Mittlerweile geht es auch um die Ermutigung von Menschen mit einer wie auch immer gearteten Hemmung gegenüber Kultur und darum, dass möglichst viele Menschen den Mehrwert von Kultur erkennen und für sich nutzen können. Dabei ist es wichtig, dass wir partizipativ, d. h. mit den Besucher*innen gemeinsam, deren Bedürfnisse ergründen und mit dem Potenzial des Museums in einen konstruktiven Austausch bringen. Inklusion im Museum heute ist kein Zustand, sondern ein fortwährender Prozess.

Welche Bedeutung hat das Museum im 21. Jahrhundert?
Das Museum, wie wir es seit dem 18. Jahrhundert kennen, war immer ein Archiv und wichtiger Ort des Wissensaustausches, dies aber lange Zeit nur für ein bildungsnahes Publikum. Das Museum hat in unseren Zeiten die Chance, zusätzlich als ein Ort der Integration und des demokratischen Diskurses über und mit Kunst und Kultur wahrgenommen zu werden – von allen Menschen, egal welcher Herkunft, Bildung, Religion oder sexueller Orientierung. Diese Chance ergreift die Pinakothek der Moderne in vielen Bereichen.

Wie wichtig sind Experimente, können Museen Laboratmosphäre schaffen?
In unserer Arbeit haben Jochen Meister (Leitung Kunstvermittlung der Bayerische Staatsgemäldesammlungen), Pia Brüner (Kunstvermittlung Pinakothek der Moderne) und ich immer wieder festgestellt, dass es, über die große Expertise im Museum hinaus, Experimente braucht, um die Ideen und Wünsche hinsichtlich der Vermittlung von Kultur mit denen der Besucher*innen abzugleichen und auch intern in den Austausch mit den Mitarbeiter*innen des Museums zu bringen. Das Experiment birgt dabei auch die Möglichkeit des Scheiterns, aber nur so ist eine Fortentwicklung von Museumsarbeit möglich.

Die erste Ausgabe ist gerade erschienen. Wie ist die Resonanz?
Da die Erstausgabe unseres MAG in Corona-Zeiten erschien, hatten wir sehr moderate Erwartungen an die Resonanz. Jedoch wurden wir komplett überrascht, wie positiv das Magazin aufgenommen wird, und das in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen. Die Message, die wir transportieren, dass das Museum kein exklusiver Ort ist, sondern ein Ort der Begegnung, des Austausches und der Zusammengehörigkeit, wird gerade in Zeiten der zunehmenden Spaltung und Radikalisierung der Gesellschaft mit großem Interesse und Wohlwollen aufgenommen. Das freut uns sehr und ermuntert uns, die Arbeit fortzusetzen. Das positive Feedback zeigt auch unseren Förderern, vor allem PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne und EY, dass sie mutig und vorausschauend auf das richtige Pferd gesetzt haben.

Die Fragen stellte Laura Schieferle.

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