200 Jahre Kunstareal erleben

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Ludwig-Maximilians-Universität

König Ludwig I. holt die LMU nach München – sein Geburtstagsgeschenk mit Exzessen und Exzellenz

Exzellenz für München! König Ludwig I. wollte Bildung, Kunst und Kultur in München konzentrieren. Deshalb organisierte er gleich nach seinem Amtsantritt 1825 den Umzug der Ludwig-Maximilians-Universität von Landshut nach München. Ab November 1826 waren die knapp 1000 Studierenden bei den Jesuiten von St. Michael untergebracht.

Das Jesuitenkolleg an der heutigen Neuhauser Straße diente als Hörsaal. Universitätskirche war St. Michael und die Karmelitenkirche am Promenadeplatz wurde als Aula genutzt. Anscheinend fühlten sich die Studierenden fast zu wohl: Im Dezember 1830 marschierten sie mit Musikinstrumenten der Christkindldult lärmend zum Karlstor. Doch als das Militär sie verhaftete, gab’s Exzess statt Exzellenz. Wegen mehrtätiger Tumulte musste Ludwig I. die Universität für kurze Zeit schließen und warf alle nicht in München wohnhaften Studierenden raus.

Zu Ludwigs Geburtstag am 25. August 1840 zog die Universität in das von Friedrich von Gärtner entworfene Hauptgebäude in der Ludwigstraße ein. Eine Uni in der eigenen Straße – kein schlechtes Geburtstagsgeschenk! Außerdem siedelte der König hier das Priesterseminar Georgianum, die Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig, die Hof- und Staatsbibliothek, die Landesblindenanstalt und das Erziehungsinstitut für Höhere Töchter an.

Der Zweite Weltkrieg zerstörte 70 Prozent des Hauptgebäudes, der Kliniken und naturwissenschaftlichen Institute. Auch ein Drittel des Bestandes der Bibliothek war betroffen. Unter schwierigsten Bedingungen konnte die LMU im Sommer 1946 ihren Betrieb wieder aufnehmen. Heute für Studierende und Bauämter unvorstellbar: Beim Wiederaufbau halfen „Studentenbautrupps“. Bis 1949 war der Dienst verpflichtende Voraussetzung für einen Studienplatz.

Heute ist die LMU mit ihrer über 500-jährigen Geschichte eine der führenden Exzellenz-Universitäten Europas. Weit über 50.000 Studierende aus über 130 Ländern studieren verteilt über ganz München bis raus nach Großhadern und Oberschleißheim. Einige Fakultäten sind direkte Nachbarn und Anwohner des Kunstareals. Zum Beispiel im Gebäude direkt neben dem Museum Brandhorst an der Theresienstraße, wo auch das Museum Mineralogia zu Hause ist.
 

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Glyptothek

Münchens „Isar-Athen“ beginnt mit der Glyptothek – „Zerbrochene, schmutzige Puppen“ für eine weltweit einzigartige Sammlung antiker Skulpturen

„Majestät finden anliegend den Schlüssel“. Mit diesem Satz von Architekt Leo von Klenze in einem Brief an König Ludwig I. begann die Geschichte des Kunstareals. Münchens erstes öffentlich zugängliches Museum, die Glyptothek am Königsplatz, eröffnete 1830. Dabei konnte Ludwig mit antiker Bildhauerei ursprünglich gar nichts anfangen.

„Zerbrochene, schmutzige Puppen“ nannte Ludwigs Vater König Max I. die Skulpturen, wie man sie heute sonst nur in Paris, London oder New York zu sehen bekommt. Und auch Ludwig war anfangs kein Fan antiker Bildhauerei. Doch 1805 änderte sich alles: Nachdem er in Venedig die Frauenstatue „Hebe“ von Antonio Canova gesehen hatte, verfolgte Ludwig konsequent eine Mission: „Ich werde aus München eine Kunststadt machen, dass niemand Deutschland kennen könne, der nicht auch München gesehen habe“.

1808 war Kronprinz Ludwig sicher: „Wir müssen auch zu München haben, was zu Rom ,museo' heißt“ und begann mit den Plänen für eine Ausstellung antiker Skulpturen. Den Namen steuerte sein Bibliothekar bei. Aus „Glyptein“ (schnitzen, meißeln) und Bibliothek wurde: Glyptothek.

Kunstagenten sollten für ihn griechische, römische und etruskische „Werke ausgezeichneter Schönheit“ aufspüren – koste es, was es wolle. 1812 ersteigerte Ludwig mit seinem Privatvermögen die Giebelskulpturen des Aphaiatempels von Ägina, ein Highlight der Glyptothek. Über die Jahre kamen weltweit einzigartige Werke dazu, wie zum Beispiel der „Barberinische Faun“ und die „Trunkene Alte“.

Als erstes Gebäude am Königsplatz war die Glyptothek der Grundbaustein für Ludwigs Idee vom „Isar-Athen“ – und somit der Startschuss für das heutige Kunstareal. Sie ist bis heute das einzige Museum der Welt, das ausschließlich antiken Statuen gewidmet ist. Und dank der Sanierung nach Originalplänen zwischen 2019 und 2021 strahlt die Fassade heute wieder in neuem Glanz.

Während die Glyptothek von außen wie ein griechischer Tempel aussieht, sind die Innenräume an römische Thermen angelehnt. Saunaaufgüsse finden bisher zwar nicht statt, dafür erleben die Besuchenden freistehende Exponate vergangener Epochen bei wunderbar natürlichem Licht.

Und ein bisschen Wellness gibt’s dann doch noch: Die Treppe vorm Museum ist ein beliebter Treffpunkt zum Sonnenbaden. Wem das zu heiß wird, der kühlt sich im Innenhof der Glyptothek ab, einem der schönsten Museumscafés Münchens. Schattige Bäume und begrünte Wände sorgen für griechisch-italienisches Urlaubsfeeling.

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Alte Pinakothek

Die Königliche Pinakothek eröffnet – Volksbildung dank „Sammlerkönig“

Tipp: Sonntags kostet der Eintritt nur 1 Euro, wie in allen staatlichen Museen.

Rubens, Rembrandt, da Vinci und und und – die Alte Pinakothek im Zentrum des Kunstareals beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei. Bei Eröffnung 1836 war sie das größte Museum der Welt. König Ludwig I. trug Ausstellungsstücke vom Mittelalter bis zum ausgehenden Rokoko aus allen Teilen Europas zusammen.

Um 1800 waren die Kunstsammlungen der Wittelsbacher Fürsten überall verstreut – keine schöne Vorstellung für einen echten Sammler. Da „Sammlerkönig“ Ludwig I. sich der Volksbildung verpflichtet sah, bündelte er die Highlights der Renaissance in München. Übrigens: Die Alte Pinakothek ist das einzige Museum in Deutschland mit einem Gemälde von Leonardo da Vinci. Seine „Madonna mit der Nelke“ von 1475 ist dort seit 1889 zu sehen.

König Ludwigs Hausarchitekt Leo von Klenze begann 1826 mit dem Bau der Königlichen Pinakothek. Nur zehn Jahre später eröffnete das damals modernste Museum weltweit. „Alte Pinakothek“ heißt es erst seit 1853, als die Neue Pinakothek gegenüber eröffnete.

Der Zweite Weltkrieg verursachte starke Schäden. In den 1950er Jahren wurde die Alte Pinakothek von Hans Döllgast wieder aufgebaut. Ein mit unverputzten Backsteinen geschlossener Bombenkrater erinnert bis heute an die „Verwundungen“ des Krieges.

Mit der Webapp Alte Pinakothek Unframed können Gäste ihren Besuch vorab planen, sich über die rund 700 Ausstellungsstücke informieren und mit kostenlosen Audioguides in längst vergangene Epochen eintauchen.

 

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Benediktiner-Abtei St. Bonifaz

Stiftung der Benediktiner-Abtei St. Bonifaz – König Ludwigs Plan wäre fast geplatzt

1850 erfüllte sich König Ludwig I. mit Einnahmen des Kloster Andechs seinen Traum, Religion und Kunst in München durch eine Benediktinerabtei zu vereinen. St. Bonifaz ist sein persönlichstes Projekt. Doch sein großer Wunsch, hier auch mit seiner Frau Therese beerdigt zu werden, wäre fast geplatzt.

Für König Ludwig I. war Religion die Quelle von Kunst. Deshalb wollte er eine Basilika in Anlehnung an eine Apostelkirche bauen. Doch ausgerechnet bei seinem Herzensprojekt entschied er sich gegen Hausarchitekt Leo von Klenze. 1827 schickte er stattdessen den jungen Architekten Friedrich Ziebland für zwei Jahre Recherche nach Italien.

1810 hatte Ludwig I. Königin Therese geheiratet und mit einem Pferderennen die über 200-jährige Tradition des Münchner Oktoberfestes gestartet. Die Grundsteinlegung von St. Bonifaz fand am Tag ihrer Silberhochzeit statt, dem 12. Oktober 1835. Kein Zufall, denn diese Kirche war etwas ganz Besonderes für Ludwig. Hier wollte er später auch mit seiner Frau begraben werden.

Doch weil Therese evangelisch war, gab es Widerstand der katholischen Kirche. So wurde sie zunächst in der Theatinerkirche beigesetzt und erst später nach St. Bonifaz verlegt. 130 Jahre lang lag ihr Grab unzugänglich unter dem ihres Mannes. Erst seit 2002 befinden sich ihre Sarkophage nebeneinander.

Ludwigs Sarkophag war im Zweiten Weltkrieg beschädigt und anschließend verlegt worden. Der Bericht von Hans Döllgast, der den Wiederaufbau von St. Bonifaz und der Alten Pinakothek gestaltete, liest sich wie eine Hollywood-Szene. Im Münchner Merkur schrieb er 1950: „Am 16. Januar, gegen Einbruch der Nacht, wurde in der Basilika St. Bonifaz der Leichnam König Ludwig I. aus seinem Sarkophag gehoben und in die Mönchsgruft übergeführt … die verblichene königsblaue Uniform, mit karmoisinroter Schärpe. Die gefalteten Hände umfassen das Sterbekreuz.“

Die Gräber Ludwigs und seiner Frau Therese sind heute im Seitenschiff der Basilika zu finden. Die Abtei St. Bonifaz als einer der wichtigen spirituellen Orte des Kunstareals widmet sich immer noch Theologie, Spiritualität, Geschichte, Kultur und Kunst. Darüber hinaus werden wohnungslose Menschen im Alltag unterstützt.

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Neue Pinakothek (Teil 1)

Die „erste“ Neue Pinakothek öffnet – Zeitgenössische Kunstsammlung König Ludwig I. mit einem Hauch „Influencer-Marketing“

Nördlich der Königlichen Pinakothek wollte König Ludwig I. den Alten Meistern seine Sammlung zeitgenössischer Kunst im wahrsten Sinne gegenüberstellen. Ab 1846 entwarfen die Architekten Friedrich von Gärtner und August von Voit die Neue Pinakothek. Als sie 1853 eröffnete, war sie das einzige dauerhafte Museum für zeitgenössische Kunst weltweit.

Ludwig I. kaufte schon als Kronprinz moderne Werke mit seinem Privatvermögen – sein persönliches „Förderprogramm“ für junge Kreative. So entstand eine bedeutende Sammlung von „Gemälden aus diesem und aus künftigen Jahrhunderten“, wie er in seiner Festansprache schwärmte. Die Neue Pinakothek sollte die Zukunft seiner Sammlung sichern und sie der Allgemeinheit zugänglich machen. „Des Staatsmannes Werke werden längst vergangen sein, wenn die des ausgezeichneten Künstlers noch erhebend erfreuen", sagte er in einer Rede.

Für die Neue Pinakothek legte Ludwig I. den Fokus auf die Münchner Schule aus dem Umfeld der Königlichen Akademie der Künste und die deutsche Romantik. Und er war schon vor über 150 Jahren der „King des Influencer-Marketings“: Im Hauptsaal gab‘s Landschaftsgemälde von Carl Rottmann zu sehen. Mit heroischen Szenen aus Griechenland, regiert von seinem Sohn König Otto. Like!

Obwohl im Zweiten Weltkrieg weniger zerstört als die Alte Pinakothek, wurde die Neue Pinakothek zunächst nicht wieder aufgebaut. Mehr zum ungewöhnlichen Neubau erfahren Sie mit Klick auf „1981 Neue Pinakothek“.

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Propyläen

Die Propyläen, das Tor zur Residenzstadt – Griechische Kultur, Linksverkehr und rechte Aufmärsche

„Perfekt für warme Sommerabende … keine Wartezeit“, so beschreibt ein Internet-Rezensent die Propyläen. „Keine Wartezeit“ hätte auch König Ludwig I. gefallen. Denn er musste sich 30 Jahre gedulden, bis 1862 sein Symbol für die griechisch-bayerische Freundschaft endlich fertiggestellt wurde. Ludwig I. wünschte sich für sein „Isar-Athen“ von Hausarchitekt Leo von Klenze ein gigantisches Tor in Anlehnung an die Athener Akropolis. („Propyläen“ von griechisch „Propylaia“, Vorbau der Akropolis)

Nach Ludwigs Abdankung 1848 wurde der Bau allerdings in Frage gestellt. Man sah einfach keinen Zweck in dem funktionslosen Tor. Zum Glück für heutige Internetportale und Besuchende aus aller Welt, bezahlte Ludwig „seine“ Propyläen zu Ehren der griechisch-wittelsbachischen Beziehungen schließlich aus eigener Tasche und konnte sie 1862 einweihen. Die Ironie: Im selben Jahr musste sein Sohn Otto I., der erste König von Griechenland, nach einem Aufstand der Griechen zurück nach Bayern fliehen.

Die Propyläen sollten als westliches Eingangstor in der Sichtachse zur Residenzstadt möglichst prunkvoll werden. Dafür wollte Architekt Leo von Klenze die dorischen Säulen ursprünglich bunt gestalten. Doch er fand keine Lösung, den Marmor zu färben. Also entwarf er plastische Verzierungen. Besonders beeindruckend sind die beiden Giebel am Kassettendach. Der Westgiebel stellt Griechenlands Befreiung dar, der Ostgiebel würdigt Ludwigs Sohn König Otto und die griechische Zivilisation mit ihren Künsten, der Wissenschaft, dem Militär etc.

Ursprünglich ging der Münchner Verkehr mitten durchs Tor. Reiter und Stadtwägen in der Mitte, der Frachtverkehr durch die beiden äußeren Portale. Stadtauswärts auf der linken Seite, stadteinwärts rechts – Linksverkehr mitten in München!

Ab 1928 führte die Straße um die Propyläen herum. Nach seiner Machtergreifung 1933 ließ Adolf Hitler den Königsplatz für Aufmärsche mit Granitplatten pflastern. Es dauerte bis Ende der 1980er Jahre, bis sie entfernt wurden und der Königsplatz wieder begrünt wurde. Bei der Generalsanierung in den 1990er Jahren erhielten die Propyläen ihre heutige Schönheit zurück. Kleiner Wermutstropfen: Die Giebelskulpturen sind Kopien. Die Originale sind in der U-Bahn-Station Königsplatz ausgestellt.

Warum die Propyläen in der Nachkriegszeit am Plattensee standen, erfahren Sie mit Klick auf „1987 Plattensee“.

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Technische Universität München

Zündfunke für die Technische Universität München: kühles Bier dank „Märchenkönig“ Ludwig II.

Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. Der „Märchenkönig“ begeisterte sich ebenso für Wissenschaft wie Technik. Ein Jahr nach seinem Besuch der Pariser Weltausstellung gründete er 1868 die „Polytechnische Schule zu München“, die heutige Technische Universität.

Hydraulische Fahrstühle, Stahlbeton oder Aluminium – Ludwig II. war von Erfindungen fasziniert und wollte „der gewerblichen und industriellen Welt den zündenden Funken der Wissenschaft bringen“, erklärte Carl Max von Bauernfeind, der erste Leiter der polytechnischen Schule.

Der „zündende Funke“ entfachte ein regelrechtes „Feuer“: Die Technische Universität bringt seit über 150 Jahren weltweit einzigartige Innovationen und Nobelpreisträger hervor. Ihre berühmten Persönlichkeiten prägen die Geschichte von Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin.

Zu den ersten Professoren für rund 300 Studenten gehörte der 26-jährige Carl Linde. Die Münchner Brauerei von Gabriel Sedlmayr wollte ihr Bier dauerhaft kühlen. So entwickelte Linde eine Kältemaschine und ein Verfahren zur Luftverflüssigung und meldete 1877 mit der Patentnummer 1250 die Entwicklung eines neuen Produkts an: Gegen warmes Bier gab es jetzt Kühlschränke! Zwei Jahre später gründete er den heutigen Weltkonzern Linde AG.

Die Technische Universität München ist inzwischen eine der international führenden Universitäten. Mit über 25.500 Studierenden ist sie nach Zahlen die größte TU Deutschlands und unter anderem an mehreren Standorten in München und im Umland  zu finden. Das Stammgelände an der Arcisstraße liegt mitten im Kunstareal und umfasst die TUM School of Engineering and Design, die TUM School of Computation, Information and Technology und die TUM School of Management. Das Architekturmuseum der TUM ging aus einer Lehrmittelsammlung hervor und hat seit 2002 Ausstellungsräume in der Pinakothek der Moderne.

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Lenbachhaus München

Das Lenbachhaus verziert den Königsplatz – Privatvilla mit Papst und Blauem Reiter als Interieur

Tipp: Jeden ersten Donnerstag im Monat ist der Eintritt von 18 bis 22 Uhr frei.

Bescheidener geht‘s nicht: „Ich gedenke mir einen Palast zu bauen, der das Dagewesene in den Schatten stellen wird, die machtvollen Zentren der europäischen großen Kunst sollen dort mit der Gegenwart verbunden sein“, so Franz von Lenbach in einem Brief. Ab 1890 verzierte seine Villa im toskanischen Stil den Königsplatz. Oder umgekehrt.

Lenbach war der beliebteste Porträtmaler der oberen Zehntausend des Fin de Siècle und malte unter anderem Porträts von Bismarck und Papst Leo XIII. Der „Münchner Malerfürst“ konnte sich deshalb ein beeindruckendes Zuhause leisten. 1887 beauftragte er Architekt Gabriel von Seidel, eine Villa und einen repräsentativen Atelierbau zu gestalten. Mit modernster Technik, komplett elektrifiziert und mit Dampf beheizt. Obendrauf wünschte er sich von Architekt Max Kolb eine – wie man heute sagen würde – High-End-Gartenanlage. Kleiner Tipp: Der Eintritt zu diesem wunderschönen Garten mit Brunnen und Natursteinen ist kostenlos.

Rund 20 Jahre nach Lenbachs Tod 1904 verkaufte seine Witwe Lolo das Anwesen an die Stadt München, inklusive Inventar und Lenbachs Gemälden. Um Werke der Münchner Schule des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart auszustellen, wurde der Bau von Architekt Hans Grässel zu einer Dreiflügelanlage ergänzt und ab 1929 als Städtische Galerie genutzt.

Während des Zweiten Weltkriegs lagerte die Sammlung vorsichtshalber in Kellern und bayerischen Schlössern. Eine Sprengbombe zerstörte Teile des Anwesens, das aber bald nach dem Krieg wieder als Museum genutzt werden konnte.

Zu Weltrang kam das Lenbachhaus 1957 dank einer Schenkung von Gabriele Münter: Ihre Sammlung enthielt Werke von Wassily Kandinsky und Franz Marc und dem weiteren Umfeld des Blauen Reiter – die größte Sammlung weltweit. Sie machte das „münchnerischste“ Museum des Kunstareals weltberühmt. Im wahrsten Sinne ein Geschenk für das Kunstareal!

Seit 1994 ergänzt der Kunstbau im Zwischengeschoss des U-Bahnhofs Königsplatz das Lenbachhaus mit wechselnden Ausstellungen vor allem zeitgenössischer Kunst. Bei der Sanierung von 2009 bis 2013 ersetzte und ergänzte das Architekturbüro Foster & Partners das Lenbachhaus und gestaltete die markant strahlend-goldene Fassade aus Gelbmetall und Bronzerohren. 

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Das „Braune Haus“ am Königsplatz

Das ehemalige NSDAP Parteigelände entlang des Königsplatzes

Dort, wo heute das Kunstareal Tourist*innen anzieht, lag einst das Zentrum der NSDAP. Keine andere Stadt ist so eng mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden wie München. In der Brienner Straße befand sich das so genannte „Braune Haus“, die Parteizentrale der Nationalsozialisten. Rund um den Königsplatz entstand ab 1933 ein komplettes Parteiviertel. Über 60 Gebäude wurden von der Partei genutzt, viele davon angemietet, gekauft oder einfach „beschlagnahmt“. Die Reichsleitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) steuerte von München aus die gesamte Parteiorganisation im Deutschen Reich.

Das Gelände, auf dem die Parteizentrale errichtet wurde, war bereits im 18. Jahrhundert von Bedeutung. Hier stand ein klassizistisches Palais, das im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer wechselte und prominente Persönlichkeiten beherbergte.

Die NSDAP erwarb dieses Palais. Der Kauf wurde durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Darlehen von Großindustriellen finanziert. Nach einem Umbau durch den Architekten Paul Ludwig Troost richtete sich die Partei hier 1931 ihre Zentrale ein. Die repräsentative Lage spiegelte den Machtanspruch der Nationalsozialisten wider. In der demokratischen Presse wurde das Gebäude als „Palais Größenwahn“ und „Nazi-Bonzen-Palast“ verspottet.

Im „Braunen Haus“ waren unter anderem die Arbeitsräume von Adolf Hitler sowie Büros der „Obersten SA-Führung“ (Sturmabteilung), die „Reichsführung der SS“ (Schutzstaffel) und die „Reichspressestelle“ untergebracht.

Im Inneren des Gebäudes gab es eine „Fahnenhalle“ und einen „Standartensaal“. Dort wurden Zeremonien abgehalten, die dem Parteikult dienten. Vor dem Eingang, über dem der Satz „Deutschland erwache“ (ein Propagandaslogan der Nazis) zu sehen war, standen rund um die Uhr SA-Männer in braunen Uniformen, was dem Gebäude den Beinamen „Braunes Haus“ gab.

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Webseite des NS-Dokumentationszentrums München. Dieses befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des „Braunen Hauses“. Der Eintritt ist kostenfrei.

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"Hauptstadt der Bewegung"

Der Parteiapparat wächst: Die „Geheime Staatspolizei“ (Gestapo) und das Oberste Parteigericht lassen sich am Karolinenplatz nieder

Im Jahr 1935 verlieh Adolf Hitler München den Titel „Hauptstadt der Bewegung“. Dieser Titel sollte die zentrale Bedeutung der Stadt für die NSDAP unterstreichen. Die Stadtregierung unter Oberbürgermeister Karl Fiehler versuchte, diesen Status für ihre Zwecke zu nutzen, etwa um die Stadt für Tourist*innen attraktiv zu machen oder bei städtebaulichen Projekten zu punkten.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wuchs der Parteiapparat enorm an, was zu einem hohen Raumbedarf führte.

Das Wittelsbacher Palais an der Brienner Straße, einst die Residenz von Ludwig I., wurde 1933 zur Zentrale der „Bayerischen Politischen Polizei“. Diese wurde später zur Gestapo ausgebaut, die ohne Kontrolle durch Staat und Justiz agierte. Es wurde ein Hausgefängnis errichtet, in dem politische Gegner inhaftiert und gefoltert wurden, darunter auch die Mitgründer der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ Hans und Sophie Scholl. Sie studierten beide an der Ludwigs-Maximilians-Universität.

Nur einige Meter weiter, am Karolinenplatz 4, befand sich das Oberste Parteigericht der NSDAP, das parteiinterne Streitigkeiten regelte und Sanktionen verhängte. Die Verfahren des Parteigerichts sorgten unter anderem dafür, dass die Verbrechen der Novemberpogrome 1938, eine organisierte und gelenkte Gewaltaktion gegen Jüdinnen und Juden im gesamten Deutschen Reich vertuscht wurden, und die Täter so der strafrechtlichen Verfolgung entgehen konnten.

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Kriegsende und Nachnutzungen

Das erste Amerikahaus im ehemaligen „Führerbau“, der größte Kunstraub der Geschichte Münchens und der Einzug der Hochschule für Musik und Theater in die Arcisstraße 12

Einige der Parteigebäude wurden im letzten Kriegsjahr durch Luftangriffe schwer beschädigt. Das Wittelsbacher Palais brannte 1944 aus, das „Braune Haus“ wurde im Januar 1945 vollständig zerstört. Die Parteibeschäftigen in den noch intakten Gebäuden, dem so genannten „Führer-“ und „Verwaltungsbau“ an der Arcisstraße, verließen ihre Dienststellen spätestens in den letzten Kriegstagen – aus Angst vor der Ankunft der Amerikaner.

In der Nacht vor der Befreiung Münchens, am 30. April 1945, plünderten viele Münchner*innen die unbewachten Parteibauten. In den Kellerräumen des „Führerbaus“ befanden sich nicht nur Lebensmittelreserven und Weinvorräte, sondern auch rund 1.500 wertvolle Kunstwerke, darunter Gemälde von Rembrandt und Rubens. Die meisten waren für ein Museum in Linz vorgesehen und in München zwischengelagert. Etliche von ihnen hatten die Nationalsozialist*innen zuvor von jüdischen Sammler*innen erpresst oder geraubt. Mindestens 650 Kunstwerke wurden in der Nacht zum 30. April 1945 gestohlen. Es handelt sich um den größten Kunstraub der Geschichte Münchens. 400 dieser Kunstwerke sind bis heute verschollen geblieben.

Die US-Militärregierung löste die NSDAP und ihre angegliederten Verbände auf. Die baulichen Hinterlassenschaften im ehemaligen Parteiviertel wurden jedoch schnell weitergenutzt. Deutliche Hinweise auf die NS-Ideologie wurden entfernt. Ansonsten war man angesichts der akuten Raumnot in der Nachkriegszeit pragmatisch. Im ehemaligen „Verwaltungsbau“ war zunächst die Sammelstelle für geraubte Kunst untergebracht – der Central Art Collecting Point. Seit 1946 befindet sich dort das Zentralinstitut für Kunstgeschichte. Im ehemaligen „Führerbau“ in der Arcisstraße 12 wurde 1948 zunächst das erste Amerikahaus eingerichtet, welches sich heute am Karolinenplatz befindet. 1957 zog dann die Hochschule für Musik und Theater in das Gebäude ein – und blieb bis heute.

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Neue Pinakothek (Teil 2)

Wiedereröffnung der „zweiten“ Neuen Pinakothek – eine „Bilderburg“ aus Stahlbeton

Aktuell wegen Sanierungsmaßnahmen geschlossen. Mehr dazu hier!

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine der Neuen Pinakothek abgerissen. Ab den 1960er Jahren plante der Freistaat Bayern den Wiederaufbau. Ganze 278 Architekten bewarben sich für die Ausschreibung. Den Zuschlag bekam 1973 Alexander Freiherr von Branca für ein ungewöhnliches Konzept.

Von Branca, der unter anderem die U-Bahn-Station Marienplatz gestaltete, baute bis 1981 mehrere ineinander verschränkte Kuben aus Stahlbeton für die Sammlung. Auch die Verwaltung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und das Doerner Institut waren darin untergerbacht.

Außen verzierte von Branca das Gebäude unter anderem mit historisierenden Rundbogenfenstern, Erkern und Freitreppen. Was Fantasyfilm-Fans lieben, kam bei Kritikern nicht gut an: Sie beschimpften die umstrittene „zweite“ Neue Pinakothek als „Trutz- und Bilderburg“ oder „Steinhemdkonstruktion“ mit „Schreinerdekorationen“.

Doch das Innere der Neuen Pinakothek wurde von vielen als einer der besten Museumsbauten Nachkriegsdeutschlands gesehen. Große Oberlichter beleuchten die knapp 400 europäischen Werke von der Aufklärung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Wenn die Besuchenden durch die Ausstellungsräume in Form einer liegenden Acht gehen, bekommen sie automatisch einen guten Überblick. „Der Besucher sollte keine Pfadfindereigenschaften besitzen müssen, sondern einem natürlichen ‚Gefälle‘ folgend der Raumabfolge durchfließen‘“, erklärte von Branca.

Aktuell wird die Neue Pinakothek saniert. Die Meisterwerke der Sammlung sind während der Schließphase in der Alten Pinakothek und der Sammlung Schack zu sehen.

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Königsplatz

Der Plattensee muss weg – König Ludwigs „Isar-Athen“ darf wieder gefeiert werden

Nicht nur in Ungarn gibt‘s einen Plattensee. Auch München hatte einen. Wenn auch nicht ganz so idyllisch wie das Original.

König Ludwig I. verwirklichte am Königsplatz im 19. Jahrhundert seinen Traum eines „Isar-Athens“. Glyptothek, Staatliche Antikensammlungen und Propyläen mit ihren dorischen, korinthischen und ionischen Säulen waren ähnlich wie heute mit Grünflächen eingerahmt. Doch der Königsplatz musste zwischendrin einiges aushalten.

In den ersten Jahren wurde hier noch Otto von Bismarcks 70. Geburtstag oder Leo von Klenzes 100. zelebriert und München feierte ausgelassen auf dem mit Girlanden geschmückten Königsplatz.

Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 mussten die Grünflächen und Wege 22.000 Granitplatten weichen. Der Königsplatz diente als „Forum der Bewegung“ nationalsozialistischen Aufmärschen. Gegen Kriegsende tarnten die Nazis den Platz mit Tarnnetzen, Kies und Schablonen, um zum Schutz vor Luftangriffen Bäume und Gebäude zu simulieren.

Während der Wirtschaftswunder-Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Autos und immer mehr Menschen parkten einfach auf dem Granitplatz. Während München diskutierte, wie es mit dem Königsplatz weitergehen soll, entstand dort der größte Parkplatz der Stadt. Es gab sogar Pläne für eine Tiefgarage.

Weil das Regenwasser sich auf dem Parkplatz und den Granitplatten immer wieder staute, wurde der Königsplatz vom Volksmund schlicht „Plattensee“ genannt. Heute kaum zu glauben: Anfang der 1970er Jahre kam tatsächlich jemand auf die Idee, ein Foto mit parkenden Autos auf dem Plattensee vor der Glyptothek stolz auf eine Briefmarke der Olympischen Spiele 1972 zu drucken.

Erst 1981 plante man, den Königsplatz wieder in seinen Urzustand zu versetzen. Fuhren die Kutschen im 19. Jahrhundert noch durch die Propyläen, legte die Stadt jetzt die Straße außen herum. So stehen die Propyläen heute auf der sicherlich schönsten Verkehrsinsel Münchens.

Und die Münchner feiern auch wieder auf dem Königsplatz: Bei Open-Air-Konzerten, Sommerkino und Festivals treffen sich hier regelmäßig Tausende Menschen im Zentrum des Kunstareals. Für Isar-Athen-Erfinder Ludwig I. wäre der Königsplatz heute wohl auch wieder Königs Platz.

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Pinakothek der Moderne

Die Pinakothek der Moderne eröffnet – neue „Kunst-WG“ mit Platz für vier Museen

München hat nicht nur für Wohnungssuchende zu wenig Platz, auch für Museen zählt jeder Quadratmeter. Eine neue Immobilie musste her. 2002 bekamen dann sogar vier Museen ein neues Zuhause und zogen gemeinsam in die Pinakothek der Moderne – quasi wie in eine neue visionäre „Kunst-WG“.

Der Freistaat hatte zuvor private Fördermittel von zehn Prozent der Bausumme gefordert. Zum Glück konnte die neu gegründete Stiftung Pinakothek der Moderne 13 Millionen Euro für den Neubau einsammeln.

Die Fläche im Südosten des Kunstareals war lange Zeit unbebaut. 20 Jahre lang gastierte hier an der Gabelsbergerstraße der Circus Roncalli, bevor Kunst, Architektur und Design des 20. und 21. Jahrhunderts ihren verdienten Platz bekamen. Nach zehn Jahren Bauzeit entstand eines der größten Sammlungshäuser mit dem Anspruch, verschiedene Kunstdisziplinen zu vereinen. 

Architekt Stephan Braunfels gestaltete die Pinakothek der Moderne als Tor zum Kunstareal und wollte eine Verbindung zwischen Altstadt und Maxvorstadt schaffen. Die diagonale Wand innerhalb des Hauses, welche beide Eingänge verbindet, verstärkt diesen Eindruck und erzeugt fast eine Luftlinie zwischen den Stadtteilen. Von der großzügigen „Piazza“, der sogenannten Rotunde in der Gebäudemitte, gelangen die Besuchenden in vier Museen:

SAMMLUNG MODERNE KUNST

Die Sammlung Moderne Kunst der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen beginnt zeitlich dort, wo die der Neuen Pinakothek endet, im 20. Jahrhundert. Früher war ein Teil im Haus der Kunst ausgestellt, 2002 zogen alle rund 20.000 Werke aus Malerei, Plastik, Fotografie und Neuen Medien in die Pinakothek der Moderne um. Die Sammlung wächst auch in ihrer Bedeutung und wird fortlaufend um wichtige Werke ergänzt. So beispielsweise Picassos „Femme au violon“ (Ankauf 2024).  

DIE NEUE SAMMLUNG – THE DESIGN MUSEUM

Bereits 1912 gab es in München eine sogenannte Moderne Vorbilder-Sammlung für Design-Objekte, angesiedelt beim Werkbund, einem Zusammenschluss von Künstlern, Handwerkern und Fabrikanten. Daraus entwickelte sich 1925 „Die Neue Sammlung – The Design Museum“, die bis 2002 im Gartentrakt des Bayerischen Nationalmuseums untergebracht war. Mit rund 120.000 Objekten aus Industrial Design, Graphic Design, Computer Culture, Mobility und Kunsthandwerk ist die Neue Sammlung nicht nur das älteste Designmuseum der Welt, sondern auch eines der bedeutendsten für angewandte Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

ARCHITEKTURMUSEUM DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN

In der Neuen Polytechnischen Schule, der heutigen Technischen Universität München, wurden 1868 verschiedene Lehrsammlungen für die Architekturausbildung eingerichtet. Durch Zusammenlegung entstand 1912 die Architektursammlung. Sie wurde im Krieg teilweise zerstört und das Archiv erst ab 1975 systematisch zu einem wissenschaftlichen Forschungsarchiv mit Museum umgewandelt. 1989 wurde die Architektursammlung in Architekturmuseum der TUM umbenannt. Durch das umfangreiche Archiv (eine der größten Spezialsammlungen in Deutschland) und durch eine rege Ausstellungstätigkeit erlangte das Architekturmuseum der TUM internationale Beachtung und Anerkennung. 

STAATLICHE GRAPHISCHE SAMMLUNG MÜNCHEN – Der Showroom

In der Pinakothek der Moderne befindet sich der Showroom der Staatlichen Graphischen Sammlung mit wechselnden Ausstellungen ausgewählter Highlights. Die anderen mehr als 400.000 Blätter vom 12. Jahrhundert bis heute sind im Haus der Kulturinstitute in der Katharina-von-Bora-Straße untergebracht. Der dortige Studiensaal ist das größte „Schaudepot“ der Stadt und lädt die Besuchenden zum Studium der Originale ein.

 

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Kunstareal Freiflächenworkshop

Der erste Freiflächenworkshop startet – drei Tage offen für alle(s) im Kunstareal

Pink markiert sind alle Maßen zur Weiterentwicklung des Kunstareals

Das Kunstareal ist offen für alle(s). So setzt sich zum Beispiel die Stiftung der Pinakothek der Moderne immer wieder dafür ein, Impulse aus der Gesellschaft ins Kunstareal zu holen. 2009 suchte sie zusammen mit dem Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung der Technischen Universität München Gestaltungskonzepte, die „sowohl die einzelnen Häuser als auch das Kunstareal als Ganzes wahrnehmbar und zugänglich machen.“ Vorrangig mittels landschaftlicher Gestaltung. Wie lässt sich über die Gestaltung der Freiräume die Sichtbarkeit der einzelnen Museen im Kunstareal erhöhen? Welche Aufgaben sollen die Freiflächen im Kunstareal erfüllen? Wie kann man das Kunstareal besser an die Innenstadt anbinden? Um diese Fragen drehte sich im Oktober 2012 der erste Freiflächen-Workshop des Kunstareals. Drei Tage lang diskutierten die Münchner Bürgerschaft, Museumsdirektor*innen Kurator*innen, politische Vertretungen der Stadt und des Freistaats, Architekt*innen und Soziolog*innen fünf Konzepte von internationalen Büros für Landschaftsarchitektur:

Unter dem Motto „Das Kunstareal als Kunstwerk? Das Kunstareal als Park!“ schlug die Hager Landschaftsarchitektur AG Zürich vor, die Freiflächen in eine Parklandschaft zu verwandeln, um das Kunstareal „als einen zusammenhängenden Grünraum erlebbar“ zu machen.

Das Büro Gross.Max aus Edinburgh hatte die Idee, offene Ausstellungwürfel auf den Freiflächen aufzustellen. Die sogenannten „Art Cubes“ sollten den Besuchenden den Zugang zu Kunst erleichtern. Im Konzept „Kunstwandelig“ des Amsterdamer Büros Inside Outside ging‘s um einen Boulevard auf der Arcisstraße und drei „Bänder“ zwischen den Straßen, die die Freiflächen ordnen: in einen „humanistischen Hain“, eine „klassizistische Achse“ und ein „modernes Museumsgartenareal“. „Kunstareal, was kannst du?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich das Studio Urban Catalyst aus Berlin. Kein fertiges Konzept, sondern eine Strategie zur Entwicklung der Freiflächen stand im Vordergrund. Dafür sollten in einem „Botschaftsgebäude“ „Talent-Steckbriefe“ im Dialog mit Besuchenden entstehen.

Das Berliner Atelier Le Balto konzipierte einen „Park der Sammlung“, um die sinnliche Erfahrung zu stärken und Raum für Kontemplation zu schaffen. Dafür sollte mit unterschiedlich hoher Bepflanzung und gärtnerischen Aktionen von Bewohnern und Studenten die Qualität und Dynamik der Freiflächen erhöht werden.

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Museum Brandhorst

Das Museum Brandhorst wird fertiggestellt – das privateste staatliche Kunstmuseum Münchens

Ein „teures Hobby“, von dem alle etwas haben: Anette und Udo Brandhorst begannen in den 1970er-Jahren, Gegenwartskunst zu sammeln. 1999 konnte Udo Brandhorst den Freistaat Bayern überzeugen, ein Museum für seine Sammlung zu bauen. Kostenpunkt: 48 Millionen Euro. Dafür überließ seine Stiftung den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen über 700 Arbeiten als unkündbare Dauerleihgabe. 2009 eröffnete das Museum Brandhorst, um „die Sammlung zu bewahren, zu erforschen und der Öffentlichkeit zu präsentieren“. Und der „Deal“ hat sich gelohnt: So machen allein die 120 Werke Andy Warhols das Museum Brandhorst zur größten Pop-Art-Sammlung außerhalb der USA. Die Bestände umfassen die Neo-Avantgarde der 1960er- und 1970er-Jahre mit Künstlern wie Georg Baselitz, Gerhard Richter und Joseph Beuys. Die 80er und 90er Jahre der kritischen Postmoderne sind unter anderem mit Damien Hirst vertreten. Das Ehepaar Brandhorst hatte noch einen weiteren Favoriten: den amerikanischen Künstler Cy Twombly. Ein 350 qm großer Raum über dem Foyer des Museums ist dem Hauptwerk Twomblys gewidmet. Seinen „Lepanto-Zyklus“, der die Schlacht bei Lepanto darstellt, erschuf er ursprünglich für die Biennale in Venedig 2001. Heute hängen die zwölf großformatigen Leinwände als Panorama in dem extra dafür abgerundeten Ausstellungsraum. Und die Sammlung der Stiftung Brandhorst wächst weiter: Künstler*innen wie Alexandra Bircken, Alex Katz oder Lucy McKenzie begeistern die Besuchenden im Norden des Kunstareals.

Die Factory

In Anlehnung an Andy Warhols Factory wurde im Museum Brandhorst 2021 zusätzlich der Kunst-Maker-Space „die Factory“ eingerichtet. Zunächst nur online, seit 2023 auch ganz real. In der Factory können Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit vielfältigen Materialien und Medien eigene Kunstwerke gestalten und regelmäßig Workshops, Musik-Events, Vorträge und Talks besuchen.

 

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Türkentor

Das Türkentor bekommt ein Upgrade – Mini-Museum mit großer Kunst

2010 eröffnete der kleinste Ausstellungsraum Münchens. Es hätte auch ein sehr großer werden können. Denn ursprünglich war das Gebäude vierstöckig und Teil der großen Prinz-Arnulf-Kaserne, die König Max I. Joseph bis 1826 hier baute. 3000 Soldaten des Königlich Bayerischen Infanterie-Leibregiments waren in der Kaserne stationiert. Diese lag am sogenannten Türkengraben, was sie im Volksmund zur „Türkenkaserne“ machte. Das Gebäude wurde bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg militärisch genutzt, zuletzt von den Nationalsozialisten. 

In den 1960ern wurde alles abgerissen – bis auf das Türkentor. Viele Jahre stand das Türkentor ungenutzt an der Türkenstraße und drohte zu verfallen. Als 2009 neben die Pinakothek der Moderne das Museum Brandhorst im Kunstareal einzog, brauchte das kleine Türkentor ein Upgrade. Für die Umgestaltung und Renovierung sorgte zwischen 2008 und 2010 das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton, das auch das Museum Brandhorst entworfen hatte. Und ein einzigartiges Kunstwerk wartete schon auf die Fertigstellung: 2006 hatten Anette und Udo Brandhorst, deren Sammlung das gleichnamige Museum beherbergt, die Skulptur „Large Red Sphere“ vom US-amerikanischen Künstler Walter De Maria gekauft. Eine 2,60 Meter große und 25 Tonnen schwere Hochglanz-Kugel aus dunkelrotem Granit, die der Künstler als „universelles Sinnbild der Welt, der Himmelskörper und des Kosmischen, Symbol des Ewigen und der zyklischen Erneuerung“ betrachtete. Im Türkentor bekam die „Large Red Sphere“, angefertigt im niederbayerischen Aicha vorm Wald, ihr Zuhause. 

Seit 2010 ruht die Kugel im Türkentor auf einem dreistufigen Podest. Vier historische Säulen tragen Balken mit rostigen Nägeln und rahmen das Kunstwerk ein. Sie bestehen aus Resten der ehemaligen Zwischendecke. 

Die Kugel im Mini-Museum ist von außen aus verschiedenen Perspektiven zu sehen und reflektiert das Licht je nach Betrachtungswinkel. Mit der eingeschränkten Sicht will Walter De Maria den Besuchenden ermöglichen, die Kugel auch kontemplativ zu erfahren, denn „was komplex scheint, ist oft einfach – was einfach scheint, ist oft komplex“, so der Künstler.

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Hochschule für Fernsehen und Film München und Staatliches Museum Ägyptischer Kunst

Hochschule für Fernsehen und Film und Staatliches Museum Ägyptischer Kunst beziehen neuen Standort – zwei Geschichten mit Happy End

Eine echte Erfolgsstory: Die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) startete 1967 ganz klein in einer alten Villa in der Kaulbachstraße und zog ab 1988 zunächst in eine ehemalige Bettfedernfabrik in Giesing. 2007 wurde der Grundstein für ein neues Kapitel gelegt – ein eigener Bau, pünktlich zum 40-jährigen Bestehen. Architekt Peter Böhm wollte „die städtebauliche Situation des Kunstareals in der Maxvorstadt, das Leo von Klenze so schön angelegt hat, mit der gleichen Ruhe und Großzügigkeit reparieren“. Dafür entwarf er, gegenüber der Alten Pinakothek, einen langen Riegel-Bau mit Werkstattcharakter. Mit drei Kino-Sälen, zwei TV-Studios, zwei Filmstudios und einem modernen Produktionstrakt zog die HFF München 2011 am jetzigen Bernd-Eichinger-Platz ein. 

Er ist dem Filmproduzenten Bernd Eichinger gewidmet, einem der vielen berühmten HFF-Absolventen. Eigentlich bräuchte man jede Menge weitere Ehrenplätze, denn die Liste erfolgreicher Studierender der HFF ist lang: Wim Wenders, Roland Emmerich, Doris Dörrie, Franz Xaver Bogner, Marcus. H. Rosenmüller, Caroline Link, Florian Henckel von Donnersmarck und viele mehr feiern heute große Kinoerfolge und sind regelmäßig bei den Oscars vertreten. In der zweiten Hauptrolle an der Gabelsbergerstraße: das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst, kurz SMAEK. Es beherbergt eine der ältesten Sammlungen ägyptischer Kunst in Europa, welche auf das Jahr 1600 zurückgeht. 

Herzog Albrecht von Bayern stellte damals ägyptische Stücke in einem „Antiquarium“ in der Residenz aus. Nach der ersten Präsentation im Haus der Kulturinstitute 1966 wanderte das Museum in den 1970ern in die Residenz. Doch die lange Geschichte das SMAEK als Provisorium bekam dank einer politischen Entscheidung ein Happy End: Ein Gebäude der Technischen Universität von 1965 auf dem Südostgelände des Kunstareals war stark sanierungsbedürftig. Man verständigte sich darauf, es abzureißen und das letzte große Areal in der Maxvorstadt für die Hochschule für Fernsehen und Film freizugeben. Doch selbst die HFF München brauchte nicht so viel Platz. Um eine Baulücke zu verhindern, bekam das SMAEK ebenfalls einen neuen Standort. Und was für einen! 

2013 zogen Zeitzeugen aus 5000 Jahren ägyptischer Kunst und Kultur in das Gebäude an der Gabelsbergerstraße. Oder genauer gesagt, darunter. Peter Böhm entwickelte die Idee, das SMAEK unterirdisch anzulegen. „Das passte zum Thema Ägypten, wo vieles eingegraben ist oder ausgegraben werden muss“, so der Kölner Architekt. Die altägyptischen Schätze sind in bis zu neun Meter tief liegenden Skulpturensälen ausgestellt. Damit ist das SMAEK das einzige komplett unterirdische Kunstmuseum Deutschlands. Es ist aber viel mehr als ein Museum, denn es wird weiter an altägyptischen Grabungs-Projekten geforscht. Seit 2013 werden zum Beispiel die Überreste der antiken Tempelstadt Naga im Sudan geborgen.

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Kunstareal-Fest und Bürgergutachten

Bei der Premiere des Kunstareal-Fests wird Münchens erstes Bürgergutachten vorgestellt – Kunstvolle Flaniermeile und fast 1500 Ideen

Klicken Sie hier, um die frühere Projektseite des Kunstareals zu besuchen.

2010 gründete die Stiftung Pinakothek der Moderne unter der Schirmherrschaft von Herzog Franz von Bayern den Förderkreis Kunstareal, der 13 Freundeskreise vereinte. Das Ziel: die Weiterentwicklung des Kunstareals zusammen mit der Stadt München und dem Freistaat Bayern. So wurde zum Beispiel 2016 die Webseite kunstareal.de ins Leben gerufen. 

Auch bei der Finanzierung und Durchführung der Kunstareal-Feste ist der Förderkreis mit an Bord. 2013 feierte das Kunstareal-Fest Premiere und findet seitdem alle zwei Jahre statt. Die Freiflächen werden zu einer einzigen Flaniermeile samt Gastronomie und die Münchner Bürger*innen und Gäste der Stadt genießen ein buntes Kunst- und Kulturprogramm mit über 300 Events an 40 Orten. 

Bei freiem Eintritt in alle Museen und zu allen Sonderprogrammen. Auf dem 1. Kunstareal-Fest gab es eine weitere Premiere: Die Ergebnisse des 1. Bürgergutachtens Münchens von 2012 wurden vorgestellt. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung hatte dafür 100 zufällig ausgewählte Bürger*innen von 14 bis 80 Jahren eingeladen. In vier Tagen entstanden mit Hilfe von Fach-Referent*innen fast 1.500 Ideen für die Entwicklung des Kunstareals und eine Leitlinie. Schwerpunkte waren unter anderem „eine einheitliche Darstellung des Kunstareals in der Öffentlichkeit“, „ein Kunstareal für alle gut zugänglich, besonders auch Barrierefreiheit“ und die „ansprechendere Gestaltung der Freiflächen“. 

Viele Wünsche aus dem Bürgergutachten wurden bereits umgesetzt. Los ging’s 2016 mit einem Begleitsystem des Designers Nitzan Cohen. Seine 21 zylindrischen Stehlen mit Lageplan informieren über den eigenen Standort und die Gehminuten zum nächsten Museum.

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NS-Dokumentations­zentrum

Das NS-Dokumentationszentrum eröffnet – Geschichte des Nationalsozialismus mit Blick aufs Heute

Seit den 1980er Jahren setzten Bürgerinitiativen und Geschichtswerkstätten sich immer mehr kritisch mit den Spuren des Nationalsozialismus in München auseinander. Nach einzelnen Ausstellungen in den 1990ern, beschloss die Stadt München Anfang 2000, ihre zentrale Rolle im Nationalsozialismus zu dokumentieren und sichtbar zu machen. 

Ein Dokumentationszentrum sollte als Lern- und Erinnerungsort am ehemaligen Standort der NSDAP-Parteizentrale entstehen, dem sogenannten „Braunen Haus“. 2005 gab der Freistaat Bayern die Fläche frei, auf der die Nationalsozialisten im ehemaligen Palais Barlow ihre Parteizentrale eingerichtet hatten. Die Überreste des „Braunen Hauses“ wurden freigelegt, dokumentiert und beseitigt. So konnte im März 2012 der Grundstein für das NS-Dokumentationszentrum gelegt werden. 

Am 30. April 2015 eröffnete das NS-Dokumentationszentrum auf den Tag genau 70 Jahre nach dem Einmarsch der US-Armee in München. Ausstellungen, Kunstinterventionen, partizipative Projekte, Onlineangebote, ein Lernforum und eine Bibliothek vermitteln seitdem die Geschichte des Nationalsozialismus und stellen sie in aktuelle und globale Zusammenhänge. Zur Brienner Straße hin installierten die Brüder Benjamin und Emanuel Heisenberg im Eröffnungsjahr das permanente Medienkunstwerk „Brienner 45“. Auf Monitoren, die wie Mauerreste aus dem Boden kommen, stellen Filmcollagen Texte aus Schlüsseldokumenten der NS-Zeit historischen und zeitgenössischen Bildern gegenüber. 

 2018 wurde der Platz vor dem Eingang in Max-Mannheimer-Platz umbenannt. Der Holocaust-Überlebende und Künstler setzte sich bis zu seinem Tod 2016 gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus ein. Der Platz erinnert an sein einzigartiges gesellschaftliches Engagement.

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Kooperations­vereinbarung Koordinationsstelle

Die Geschäftsstelle Kunstareal entsteht – Kooperationsvereinbarung zwischen Freistaat und Stadt zur Weiterentwicklung des Kunstareals

Ende 2018 unterschrieben der Freistaat Bayern und die Stadt München eine Kooperationsvereinbarung zur gemeinsamen Weiterentwicklung des Kunstareals. Eine Geschäftsstelle zur Koordinierung sämtlicher Aufgaben sollte geschaffen werden. Ab Januar 2020 wurden zwei Vollzeitstellen besetzt, um das Kunstareal national und international bekannter zu machen, besser zu positionieren und das Besuchserlebnis rund um die renommierten Museen, Galerien und Hochschulen stetig zu verbessern. 

Die Geschäftsstelle Kunstareal koordiniert außerdem als Ansprechpartner*in interne wie externe Projekte, Arbeitsgruppen und Gremien. Die Kooperationsvereinbarung legt drei Gremien fest, die die Zukunft des Kunstareals lenken, entwickeln und steuern: Die Lenkung übernehmen als oberstes Gremium jeweils der/die Staatsminister/in für Wissenschaft und Kunst und der/die Oberbürgermeister/in der Landeshauptstadt München. 

Das Plenum setzt sich zusammen aus Vertretungen des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Stadt München sowie den Leitungen der Museen, Hochschulen und kulturellen Einrichtungen, einer Vertretung der Galerien, der Stiftung Pinakothek der Moderne, dem Förderkreis Kunstareal, dem Bezirksausschuss der Maxvorstadt und der Geschäftsstelle Kunstareal. 

Es tagt mindestens zweimal jährlich, entwickelt Projekte und legt sie der Steuerungsgruppe vor. Strategie, Budget-Planung und Umsetzung übernimmt dann die Steuerungsgruppe, bestehend aus Vertreter*innen des Bayerischem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, der Landeshauptstadt München, der Museen, der Stiftung der Pinakothek der Moderne und der Geschäftsstelle Kunstareal.

 

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Lichtaktion

Die Lichtaktion „Das Kunstareal verbindet“ trotzt dem Lockdown – kreative „Corona-Maßnahme“ für kunstbegeisterte Münchner*innen

Das Kunstareal ist ein Ort der Begegnung. Schwierig, wenn eine Pandemie im (Kunst-)Raum steht. Die Museen, Galerien und Hochschulen waren schon vom ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 hart getroffen. Im Sommer musste also eine Idee her, wie der Kunstgenuss im Falle eines zweiten Lockdowns erhalten werden könnte. Eigentlich war für den Winter ein Silvester-Highlight geplant. Doch das Corona-Virus blieb und der nächste Lockdown kam. Einziger „Lichtblick“ war das nicht verwendete Budget. 

Es entstand bei der Stadt München die Idee, damit eine Corona konforme Lichtshow rund um die Museen zu realisieren. Die Veranstaltungstechnik des Kulturreferats hatte Corona bedingt freie Kapazitäten. Und so konnte in nur sechs Monaten die Lichtaktion „Das Kunstareal verbindet“ umgesetzt werden. Im Mittelpunkt stand die Installation INSIDE | OUT der Münchner Videokünstlerin Betty Mü, welche sie zusammen mit der Kreativagentur WE ARE VIDEO verwirklichte. 

Von Dezember 2020 bis Februar 2021 erstrahlten jeden Abend imposante Video-Projektionen an unterschiedlichen Orten: an der Nordfassade der Pinakothek der Moderne, auf dem Eingangsportal des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst und an den Staatlichen Antikensammlungen am Königsplatz. Zu sehen waren Videoarbeiten, die von den Exponaten, Gebäuden und Freiflächen des Kunstareals erzählten. „Die Installation ist eine Einladung zu einer Reise durch das Kunstareal, bei der wir seine vielfältigen und reichen Schätze von innen nach außen bringen, um die kulturelle Vielfalt des Kunstareals München gerade in dieser besonderen Zeit widerzuspiegeln und zu beleuchten“, so Betty Mü. Und wie das Kunstareal leuchtete! Neben Betty Müs Projektionen strahlten Lichtbeams von Dach zu Dach. 

18 Lichtkugeln erhellten die südliche Wiese der Alten Pinakothek. An der Barer-/Ecke Theresienstraße pulsierte ein Lichterwald. Animierte Gesichter von bekannten Gemälden der Alten und Neuen Pinakothek blickten bei der Video-Projektion BLICK | WECHSEL aus der Ostseite des Gebäudes. Fun-Fact: Aus Sorge vor Gruppenbildung war die Lichtaktion „Das Kunstareal verbindet“ die wohl einzige Eröffnung, die nicht öffentlich angekündigt wurde. Doch trotz widriger Umstände, wie zum Beispiel der zeitweisen Ausgangssperre ab 21 Uhr, konnte das Kunstareal die Menschen für Kunst begeistern. Ein voller Erfolg, über den unter anderem die Tagessthemen berichteten.

 

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Pavillon 333

Architekturstudierende der TUM bauen den Pavillon 333 – DIY-Design mit Methode

Klein, aber fein im Design! Der Pavillon 333 an der Türkenstraße ist ein Paradebeispiel der sogenannten DesignBuild-Methode. Bei dieser Lehrmethode lernen Studierende, Projekte nicht nur zu planen und zu entwerfen, sondern auch zu bauen. Mit dieser kostengünstigen Bauweise entstanden schon Theater, Schulen und Krankenhäuser. 2020 gab es die bis dahin größte Ausstellung zum Thema DesignBuild im Architekturmuseum der Technischen Universität München. Parallel planten Architekturstudierende gemeinsam mit den Professoren Hermann Kaufmann und Florian Nagler einen modernen Holzkubus nach einer Idee für die Biennale 2018. Aber sie entwarfen und planten eben nicht nur, sondern realisierten den Pavillon 333 auch gleich – ganz im Sinne von DesignBuild.

Der Pavillon 333 wurde im Sommer 2021 eröffnet und nach der Postleitzahl der Maxvorstadt, 80333, benannt. Hier begegnen sich Interessierte an Architektur, Kunst und Design in Workshops, Events und Diskussionen. Durch die Nutzung der anliegenden Museen wird Kultur erlebbar und das Werkstatt-Feeling sorgt für Experimentierfreude.

Wie praktisch: Der Pavillon 333 könnte durch seine Bauweise jederzeit ab- und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Aber warum umziehen, wenn man Nachbar von Pinakothek der Moderne, Museum Brandhorst und Türkentor ist?

 

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Ideenwettbewerb „Open Kunstareal“

Beim Ideenwettbewerb „Open Kunstareal“ entstehen neue Freiflächen-Konzepte – ein „Kunstgarten“ für München

Den aktuellen Stand, alle Details zu den Vorschlägen und die Jury-Begründung finden Sie hier

Volleyball spielen, in der Sonne liegen, tagträumen – die Münchner*innen und Gäste aus aller Welt nutzen das Kunstareal vielfältig. Und von Anfang an gab es den Wunsch, die Grün- und Freiflächen zwischen Museen, Galerien und Hochschulstandorten noch attraktiver zu gestalten. Als das Kunstareal nach der Corona-Pandemie wieder uneingeschränkt besucht werden konnte, gründete sich 2023 eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel, die Aufenthaltsqualität auf den Freiflächen zu steigern. Ergebnis der Überlegungen: Die Geschäftsstelle Kunstareal lud Einzelpersonen und Büros aus den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur, Design, Kunst und Stadtplanung zu einen Ideenwettbewerb ein. Das Besondere: Der Ideenwettbewerb „Open Kunstareal“ war im wahrsten Sinne „open“. Die Teilnehmenden konnten ohne Budgetgrenzen und ohne einschränkende Vorgaben ihren Ideen freien Lauf lassen. 

Die Einreichungen umfassten sowohl einen Sommer-Zeltplatz auf der Wiese vor der Pinakothek der Moderne als auch beispielsweise „Space Junk“-Skulpturen aus Edelstahl, die überall im Kunstareal Spuren hinterlassen sollten. Nach einer Präsentation aller Entwürfe im Amerikahaus im April 2024, empfiehl die Jury aus Expert*innen und zwei Vertreter*innen der Münchner Bürgerschaft einstimmig die Idee des Pariser Atelier Roberta zur Umsetzung. 

Ein „Kunstgarten“ mit mehr Bäumen und Pflanzen als bisher, gesteigerter Biodiversität, sonnigen und schattigen Plätzen, Sitzgelegenheiten und einer Abgrenzung zum Straßenverkehr durch Bodenmodellierungen sind vorgesehen. Zusätzliche Eingangstore zur besseren Orientierung und ganzjährig nutzbare Pavillons für alle Besuchenden sind ebenfalls Teil des Entwurfs. „Die Idee ‚Kunstgarten‘ entwickelt den Freiraum im Kunstareal mit feinem Gespür für die vorhandene Substanz weiter und greift die ursprüngliche Vorstellung der Maxvorstadt als Gartenstadt zeitgemäß und zukunftsorientiert auf“, so die Jury.